Am
17.06.2020 fand das 239. Treffen der PUG-Mannheim – Smartphones & More
statt und es fanden sich bei schwülwarmem Gewitterwetter 8 Teilnehmerinnen und
Teilnehmer im "Lieblingsplatz" ein, um sich wieder topaktuell zu
informieren und sich mit Gleichgesinnten rund um das Thema "Smartphones
& More" zu informieren.
Topaktuell
war auch dann gleich das erste Schwerpunkthema im wahrsten Wortsinn, nachdem
wir die Köstlichkeiten der Lieblingsplatz-Küche bei einem heftigen Unwetter mit
Starkregen unter Beobachtung unserer Wetter-Apps verkostet haben. Wir widmeten
uns der am Vortag unseres Juni-Treffens erschienenen Corona Warn-App und
versuchten auf alle Fragen eine Antwort zu finden.
Die
Corona-Warn-App hilft uns festzustellen, ob wir in Kontakt mit einer
infizierten Person geraten sind und daraus ein Ansteckungsrisiko entstehen
kann. So können wir Infektionsketten schneller unterbrechen. Die App ist ein
Angebot der Bundesregierung, deren Download und Nutzung sind vollkommen
freiwillig. Die kostenlose Corona-Warn-App hilft, Infektionsketten schnell
zu durchbrechen. Sie macht das Smartphone praktisch zum Warnsystem. Die App
informiert uns, wenn wir Kontakt mit nachweislich Corona-positiv getesteten
Personen hatten. Sie schützt uns und unsere Mitmenschen und unsere
Privatsphäre.
Das
Prinzip hinter der Corona-Warn-App ist einfach: Je mehr Leute sie nutzen, desto
schneller lassen sich Infektionsketten unterbrechen. Damit die App ein Erfolg
wird, braucht es tatkräftige Unterstützung – von Institutionen, Unternehmen,
aber auch von Einzelnen, die möglichst viele Menschen erreichen.
Ganz
nach dem Motto: Niemand muss, aber jeder sollte – die Corona Warn-App nutzen.
Viele Fragen
und viele Antworten sind auf dieser Seite weiter unten zu finden, im
Corona-Post vom 16.06.2020.
Unser
zweites Schwerpunktthema war dann der Messenger "Signal", der vor
kurzem unseren Threema-PUG-Chat abgelöst hat.
WhatsApp ist
weiter auf dem Vormarsch: Vor wenigen Wochen gab der Messenger bekannt, die
Marke von zwei Milliarden Nutzern weltweit geknackt zu haben. Der Dienst ist so
populär wie nie zuvor, aber nicht sehr beliebt, das hat man auch klar und
deutlich bei einigen Mitgliedern der PUG-Mannheim gemerkt. Denn der Marktführer
gehört zum Facebook-Konzern - und dessen Geschäftsmodell basiert darauf, so
viel wie möglich über seine Nutzer zu erfahren, um gezielter Werbung schalten
zu können. Zwar verschlüsselt WhatsApp seine Chats, trotzdem erfährt der
Konzern bei jedem Klick mehr über uns, als wir denken.
Dass so
viele Nutzer WhatsApp dennoch die Treue halte, hat zwei Gründe. Erstens: Fast
jeder ist dort angemeldet, ob Freunde, Kollegen oder die Kumpels vom
Fußballverein. Zweitens: Es ist bequemer, bei einem Dienst zu bleiben, als sich
aktiv eine Alternative suchen zu müssen. Dabei gibt es gute und deutlich
sicherere Dienste.
Fragt man
Sicherheitsexperten, welchen Messenger sie empfehlen, ist die Antwort meist
stets dieselbe: Signal. "Der Messenger ist die erste Wahl für jeden, der
wegen Datenschutzbedenken weg von WhatsApp will", erklären IT-Experten.
"Es gilt als der derzeit sicherste Messenger und steht glaubwürdig für Privatsphäre
ein."
Mit
einem kompromisslosen Fokus auf Sicherheit und Privatsphäre hat Signal zuletzt
merklich Fahrt aufgenommen. Die Zahl der User steigt, auch die Entwicklung
schreitet erheblich flotter voran – ironischerweise dank einer Finanzspritze von
WhatsApp-Mitgründer Brian Acton. Und bei den Usern in der PUG-Mannheim spielt
das Thema Sicherheit eine sehr große Rolle.
Signal ist
ein freier, verschlüsselnder Messenger. Er ist vor allem für seine
Datensparsamkeit und Ende-zu-Ende-Verschlüsselung bekannt und wird daher immer
wieder von Sicherheitsexperten und Datenschutzorganisationen empfohlen.
Signal wurde
von einer gemeinnützigen Stiftung entwickelt, die sich aus Spendengeldern
finanziert. Viele Experten halten Signal für den sichersten
Kurznachrichten-Dienst überhaupt: Der Quellcode ist öffentlich verfügbar (Open
Source) und damit für jeden einsehbar. Etwaige Schnüffelfunktionen und
Sicherheitslücken würden also sofort entdeckt. Bei Signal sind auch die
Gruppenchats vor fremden Blicken geschützt. Weder der Anbieter noch
irgendjemand sonst kann mitlesen oder -hören.
Trotz des
starken Fokus auf Privatsphäre bleibt Signal bislang aber ein Nischenprodukt.
Das könnte sich jedoch bald ändern: Weil WhatsApp-Gründer Brian Acton 50
Millionen US-Dollar gespendet hat (die er mit dem Verkauf von WhatsApp an
Facebook verdient hat), konnte Signal die Zahl der Entwickler von drei auf 20
mehr als versechsfachen.
Das sieht
man der App mittlerweile an. Jahrelang beschränkte sich der Funktionsumfang auf
Basis-Features, nun gibt es auch Kapazitäten für verspielte Funktionen wie
Sticker, Emoji-Reaktionen oder selbstzerstörende Bilder. Auch Gruppenchats sind
mittlerweile möglich – das war letztendlich auch das "Go", Signal als
Gruppenchat für die PUG-Mannheim zu verwenden, ohne die aufwendigen Backup-
& Restorepraktiken von Threema, die meist schief gingen und manchen Nutzer
an den Rand des Wahnsinns trieben. Und beim Juni-Treffen widmeten wir uns sehr
ausführlich allen Details dieses Messengers.
Brian Acton
fungiert jedoch nicht nur als Financier, sondern auch als Vorsitzender der
Stiftung. Und er hat ambitionierte Ziele: Innerhalb der kommenden fünf Jahre
soll Signal mehr als eine Milliarde Nutzer haben. Wie viele den Dienst derzeit
nutzen, ist nicht bekannt. In Googles Play Store ist lediglich ersichtlich,
dass die App mehr als zehn Millionen Mal heruntergeladen wurde, allerdings darf
man nicht jeden Download mit einem Nutzer gleichsetzen.
Acton ist
überzeugt davon, dass Signal erst durch "Bereicherungs-Features" wie
Emoji-Reaktionen der Durchbruch in der Masse gelingen kann. Sein Plan: Er will
die Eingängigkeit von Diensten wie WhatsApp, iMessage oder dem Facebook
Messenger adaptieren, aber gleichzeitig vertrauenswürdig bleiben und praktisch
keine Benutzerdaten sammeln. "Das ist nicht nur für hyperparanoide
Sicherheitsforscher, sondern für die breite Masse", sagt Acton. "Das
ist etwas für jeden auf der Welt."
Wie dieser
Spagat gelingt, wird an der Sticker-Funktion deutlich. Diese Funktion, bei der
im Grunde nur online verfügbare Bildchen in den Chat gepostet werden, bietet im
Grunde jeder Messenger. Signal hat sie aber so implementiert, dass dabei keine
Metadaten gesammelt werden, also nicht nachvollziehbar ist, wer etwa welche
Sticker nutzt.
Ebenfalls in
der Entwicklung ist eine experimentelle Methode, um verschlüsselt Kontakte in
der Cloud speichern zu können. Damit soll endlich einer der größten
Kritikpunkte ausgemerzt werden: Man kann Signal nicht ohne Rufnummer verwenden.
Noch.
Signals
größte Konkurrenz unter den WhatsApp-Alternativen ist Telegram. Entwickelt
wurde der Dienst, der mittlerweile mehr als 400 Millionen Nutzer hat, von den
russischen Brüdern Pavel und Nikolai Durov, die zuvor bereits mit dem
russischen Facebook-Pendant VKontakte für Aufsehen sorgten. Mittlerweile
befindet sich der Unternehmenssitz in Dubai.
Signal ist übersichtlich
gestaltet und funktioniert ebenfalls cloudbasiert, also auf mehreren Geräten.
Zur
Umsetzung der Datensparsamkeit dient das "Zero-Knowledge-Prinzip": Dabei sollen
Betreiber keinerlei Informationen darüber haben, wer wann mit wem worüber
redet. Technisch wird dieses Ziel durch mehrere Funktionen realisiert:
- Der Nachrichteninhalt kann
aufgrund der Ende-zu-Ende-Verschlüsselung weder von den Betreibern noch
von Dritten eingesehen werden.
- Das Telefonbuch der Nutzer wird
nicht im Klartext auf die Server der Betreiber geladen. Stattdessen werden
nur Hash-Werte der Nummern abgeglichen. Dieser Prozess soll zukünftig
außerdem durch eine zweite Verschlüsselungsschicht abgeschirmt werden.
- Da Signal vor dem Abschicken
einer Nachricht die Absenderadresse verschlüsselt, kann selbst beim
Abgreifen der ausgetauschten Nachrichten nicht rekonstruiert werden, wer
mit wem kommuniziert.
- Die Nutzerprofile, bestehend
aus Name und Foto, sind verschlüsselt und daher nicht für die Betreiber
einsehbar, sondern nur von den Gesprächspartnern selbst.
Auch die
Übertragungs- & Lesebestätigungen sind bei Signal vorhanden: Ein einzelnes
Häkchen zeigt an, dass die Nachricht vom Signal-Server empfangen wurde. Zwei
Häkchen bedeutet, dass es an den Empfänger geliefert wurde. Wenn diese beiden
Häkchen "gefüllt" sind, bedeutet dies, dass der Empfänger die
Nachricht gelesen hat.
Die kostenfreie
Signal-App ist für Android und iOS verfügbar, die Desktop-Version für Windows,
macOS und Linux, eine Web-Version gibt es nicht. Die Desktop-Version setzt eine
Installation auf einem Smartphone voraus. Für die Verschlüsselung von
Nachrichten kommt das freie Signal-Protokoll zum Einsatz, das
von Sicherheitsexperten als sicher eingestuft wird. Gespräche werden ebenfalls
mittels des Signal-Protokolls verschlüsselt, mit Opus codiert und mit RTP
transportiert.
So
ist Signal zum Threema-Ersatz für den Chat bei der PUG-Mannheim geworden.
Und
natürlich wurden an diesem abwechslungsreichen PUG-Abend wieder viele kleine und
größere Probleme besprochen und gelöst und das neue Smartphone von Thorsten,
ein Samsung Galaxy A71 genauestens unter die Lupe genommen, alles natürlich
unter absoluter Beachtung der aktuellen Kontakt- & Hygienevorschriften
Weiter
geht's dann beim nächsten Treffen am 15.07.2020 und bis dahin natürlich
jederzeit bei "Signal".
Viele Grüße,
Peter Bartsch
PUG-Mannheim – Smartphones & More