… viele reden darüber, nur manche machen die
ersten Schritte in diese Richtung.
Von PUG-Mitglied Oliver Völker
Ich möchte einmal meine Umsetzung vorstellen,
sie bietet vielleicht dem einen oder anderen einen Gedankenanstoß, was man
alles machen kann und wie hoch der Aufwand ist.
Unsere Wohnung ist seit dem Umbau vor 17
Jahren mit einem KNX Bussystem ausgestattet. KNX trennt Steuerelemente (z.B.
Taster zum Ein-/Ausschalten) und Aktoren (zum Schalten oder Ansteuern von
Rollläden) voneinander. Jedes Gerät bzw. jeder Aktorausgang bekommt eine eigene
Gruppenadresse (z.B. 0/1/1), über die es angesprochen wird. Die Taster werden
dann programmiert und schicken dann bei Betätigung einen Befehl auf den Bus
(z.B. Adresse 0/1/1 einschalten). Der Aktor lauscht auf dem Bus und wenn er
angesprochen wird, führt er den Befehl aus. Der Bus ist eine 2 Draht
Verkabelung, die jede Mischung aus Linie und Stern bilden darf (nur keinen
Kreis). Es gibt keine zentrale Stelle, die alles steuert, der Ausfall eines
einzelnen Gerätes beeinträchtigt daher den Rest nicht.
Bei uns werden damit alle Lichter, alle Rollläden
sowie 2 Steckdosen geschaltet. Außer den normalen "Schalte Licht X
ein/aus" Funktionen habe ich auch Sachen wie "alle Lichter
ein/aus" oder "Alle Rollläden hoch/runter" realisiert. Man kann
die Programmierung jederzeit seinen Bedürfnissen anpassen. Als wir unser
Schlafzimmer in ein anderes Zimmer verlegt haben und im bisherigen Schlafzimmer
ein Spielzimmer für die Kinder eingerichtet wurde, habe ich dort die Funktion
für "alle Lichter ein" (Panikfunktion ;) ) entfernt und im neuen
Schlafzimmer auf einen Taster gelegt. Denkbar sind auch Steuerungen der
Rollläden in Abhängigkeit von Sonne und Wind usw.
Die Mehrkosten betragen je nach Ausbau einige
100 bis einige 1000€, der Vorteil ist aber, dass die Verkabelung auf der 230V
Seite einfacher wird und man einfach mehr Flexibilität hat.
Bis jetzt hat das aber noch nicht so viel mit
SmartHome zu tun, da man alles manuell schaltet.
Nun kommt die nächste Komponente ins Spiel:
Auf einem Raspberry Pi Minicomputer läuft
FHEM. Diese Software ist bei mir die "Intelligenz" und das Herz des
Smarthomes. FHEM erlaubt im Prinzip beliebige Automatisierungen und
Interaktionen mit anderen Systemen. Darüber ist auch eine Visualisierung
realisiert, mit der ich über eine Webseite Lichter usw. schalten kann, die mir
die Wettervorhersage anzeigt und über die ich meine AV Ausstattung schalten
kann (dazu später mehr). Mit FHEM wäre es z.B. auch realisierbar, dass man eine
Mail an FHEM schickt und darin den Befehl zum Schließen aller Rollläden gibt.
Man könnte auch abhängig vom Wetter Aktionen durchführen oder auch eine
Anwesenheitssimulation laufen lassen (Dabei werden die Rollläden und Lichter zu
betätigt, als ob jemand in der Wohnung wäre. Optimal wenn man in Urlaub ist und
nicht möchte, dass das Haus verlassen aussieht).
Das nächste "SmartHome" Element ist
eine Logitech Harmony Fernbedienung. Diese besteht aus zwei Teilen: der
programmierbaren Fernbedienung mit Display und dem zentralen Hub. Die
Fernbedienung kommuniziert via Funk mit dem Hub, der Hub hat zwei
Infrarotsender an Kabeln, die dann die Befehle an Fernseher, Verstärker usw.
schicken. Das Konzept dahinter ist, dass man nicht mehr die einzelnen Geräte
schaltet, sondern sogenannte Activities.
Bei mir sind z.B. folgende Activities
definiert:
Fernseher (schaltet den Fernseher, den
Verstärker und den SAT Receiver ein und dann den Fernseher auf den passenden
HDMI Eingang)
Blu-Ray (Fernseher, Verstärker, Blu-Ray
Player)
Radio (nur Verstärker, den dann auf Radio
umschalten)
usw.
Das macht auch schon einiges einfacher.
Weiterer wichtiger Punkt: Die Tasten der
Fernbedienung passen sich dann der gewählten Activity an, Pause bedeutet einmal
Wiedergabe pausieren beim Blu-Ray Player und einmal beim Sat-Receiver (ist ein
Festplattenreceiver). Die Benutzung ist dadurch vollkommen intuitiv, die Suche
nach der richtigen Fernbedienung gehört der Vergangenheit an.
Die neueste Komponente ist der Amazon Echo
Dot, auch als Alexa bekannt.
Alexa ist ein sprachgesteuertes System
(ähnlich wie Siri oder Google Assistent), das vielfältige
Interaktionsmöglichkeiten bietet. Man kann Alexa auch z.B. mit seinem Spotify
Account verbinden und dann mit "Alexa, spiele etwas von Elvis
Presley" die Musikwiedergabe starten. Es gibt für Alexa eine wachsende
Anzahl sogenannter Skills, die ihre Möglichkeiten erweitern. Diverse SmartHome
Skills gibt es auch schon (z.B. Kopplung mit Phillips Hue oder Homematic).
Ich habe Alexa jetzt mit meinem Logitech
Harmony Hub gekoppelt und kann jetzt einfach "Alexa, schalte den Fernseher
ein" sagen und wie zur Zauberhand schaltet er sich ein.
Der nächste Schritt (aktuell gerade in
Arbeit) ist die Kopplung von Alexa und FHEM. Dann genügt ein "Alexa,
schalte Wohnzimmerlicht ein" um das Licht zu schalten oder ein
"Alexa, schalte Kino ein", was dann die Rolläden runter fährt, das
Licht anpasst und die Activity Blu-Ray startet. Der Phantasie sind (fast) keine
Grenzen gesetzt.
Was natürlich auch geht: Über das Smartphone
kann ich auch alles steuern was nötig ist, auch eine remote Steuerung von
Unterwegs wäre machbar.
Mein Fazit: Die Steuerung über die KNX
Installation habe ich sehr schnell zu schätzen gelernt, gerade die zentralen
"Alles ein/aus hoch/runter" sind optimal. Zwei Taster drücken beim
Verlassen der Wohnung am Morgen und alle Lichter sind aus (auch die im
Kinderzimmer ein Stockwerk höher) und alle Rollläden sind oben.
Logitech Harmony ist ein geniales System,
dass einem das Hantieren mit verschiedenen Fernbedienungen abnimmt.
FHEM ist ein System, das Einarbeitung fordert
(schon bei der Installation), aber extrem viele Möglichkeiten bietet.
Und Alexa... Ja.... Sie ist erst seit kurzem
bei uns, wurde aber von allen sehr gut angenommen und erleichtert
einiges.
Die Kombination aus den Systemen geht schon
stark in Richtung SmartHome, man könnte die Intelligenz natürlich noch durch
mehr Automatisierung erhöhen. Aber es ist ein sehr guter Einstieg.
Alternativen:
Wenn man nicht gerade seine
Elektroinstallation komplett umbauen will kann man auch Funksteckdosen und
Funklichtschalter nutzen.
Viele Grüße,
Oliver Völker
PUG-Mannheim – Smartphones & More
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